Viele Gärten sind heute mit Pflanzen besiedelt, die von Natur aus nicht in Österreich wachsen würden. Sie werden wegen ihrer Blütenpracht oder ihrer Eignung als Heckenpflanzen geschätzt und kommen oft besser mit den steigenden Temperaturen zurecht. Die „Exoten“ stehen aber auch oft in der Kritik, der heimischen Tierwelt nicht zu nützen, da etwa Insekten und Vögel nicht an sie angepasst sind. Wie nützlich oder schädlich sind exotische Pflanzen wirklich und welchen Platz können sie im Garten einnehmen, ohne der heimischen Tierwelt zu schaden? Diesen Fragen gehen wir in diesem Blogbeitrag nach.
Exotische Pflanzen können ein Risiko für unser Ökosystem darstellen, da einige von ihnen einheimische Pflanzen verdrängen und sie nicht von Insekten und Vögeln als Nahrungsquelle genutzt werden können.
Es gibt zahlreiche Pflanzen, die einst als exotische Zierpflanzen in Privatgärten angepflanzt wurden und sich anschließend so stark ausgebreitet haben, dass sie heute als invasive Arten gelten. In Österreich sind das unter anderem der Götterbaum, die Gewöhnliche Seidenpflanze, der Baumwürger und der Riesen-Bärenklau. Der Riesen-Bärenklau beispielsweise wächst so dicht, dass andere Pflanzen nicht mehr genug Licht zum Keimen erhalten, ist für manche Tierarten giftig und verursacht beim Menschen schwere Hautentzündungen.
Aber auch nicht invasive Arten sind für die heimische Tierwelt nicht unbedingt von Nutzen. Viele Insekten, wie bestimmte Wildbienenarten, sind auf den Nektar einer bestimmten Pflanzengattung oder -familie spezialisiert und können den Nektar der gebietsfremden Arten nicht verwerten. Auch die Raupen von Schmetterlingen und Faltern sind auf bestimmte Futterpflanzen angewiesen, und Käfer legen ihre Eier auf bestimmten Futterpflanzen ab. Außerdem können besonders tiefe oder gefüllte Blüten für die kurzen Rüssel von Bienen und Käfern zu lang oder zu dicht sein, auch wenn der Nektar für sie genießbar wäre.
Deshalb wird oft pauschal empfohlen, im Garten oder auf dem Balkon nur einheimische Pflanzen anzubauen. Exoten, so die Begründung, seien ökologisch nutzlos. Ob das stimmt, hat eine Studie der Universitäten Maryland (USA) und Würzburg untersucht.
Dazu wurden in den USA Versuchsflächen angelegt, die jeweils in zwei Hälften geteilt wurden. Auf der einen Hälfte wurden einheimische bienenfreundliche Pflanzen ausgesät, auf der anderen exotische bienenfreundliche Pflanzen. Dieser Aufbau wurde insgesamt dreimal durchgeführt, um statistische Abweichungen ausschließen zu können.
Anschließend beobachteten die Forscher:innen zwei Jahre lang die Bienenaktivität. Sie stellten fest, dass die exotischen Pflanzen für die Bienen gleich attraktiv oder sogar attraktiver waren. Im Frühjahr wurden sie insgesamt von mehr Bienen angeflogen und im Frühjahr und Herbst zogen sie mehr Bienenarten an als die einheimischen Pflanzen.
Allerdings heben die Forscher:innen hervor, dass es sich bei diesen Bienen vorwiegend um Generalisten handelte. Bienen, die auf bestimmte Pflanzen spezialisiert sind, besuchten hauptsächlich einheimische Pflanzen. Dennoch kommen sie zu dem Schluss, dass exotische Pflanzen in Gärten durchaus einen Nutzen haben, da sie das Nahrungsangebot insgesamt erhöhen.
Der Klimawandel verändert zunehmend die heimische Pflanzenwelt. Viele Pflanzen blühen wegen der höheren Temperaturen drei Wochen früher als noch vor 30 Jahren. Andere Pflanzen haben Schwierigkeiten mit den steigenden Temperaturen und könnten bald nur noch in höheren Lagen vorkommen. Viele exotische Pflanzen hingegen sind an hohe Temperaturen angepasst und können mit ihrem Nektar Engpässe in der Blütezeit heimischer Pflanzen überbrücken.
In Städten sind die Temperaturen oft noch höher, viele Flächen sind versiegelt und der Untergrund oft mit Streusalz belastet – schwierige Bedingungen für Bäume. Doch Bäume sorgen durch Verdunstung und Schatten für wichtige Abkühlung, sie binden Feinstaub und dienen Vögeln als Nistplatz. Hier sind robuste Exoten oft die bessere Wahl als heimische Bäume und Sträucher, die mit den Lebensbedingungen in der Stadt nicht zurechtkommen. Oft sind sie auch immun gegen Schädlinge, die sich auf einheimische Pflanzen wie die Fichte spezialisiert haben.
Wie so oft ist die Antwort auf die Frage nach der richtigen Gartengestaltung kein Entweder-oder. Exotische Pflanzen bieten zwar nicht die besten Bedingungen für spezialisierte Bestäuber und Raupen, sind aber nicht die Hauptursache für das Insektensterben. Dafür verantwortlich sind der Einsatz von Pestiziden (primär in der Landwirtschaft), der Verlust natürlicher Lebensräume, eingeschleppte Parasiten und Krankheiten sowie die Folgen des Klimawandels wie höhere Temperaturen und Überschwemmungen.
Ein insektenfreundlicher Garten entsteht nicht, indem man Exoten verbannt, sondern indem man diesen Ursachen entgegenwirkt. Dabei spielt der Verzicht auf Pestizide und Insektizide die Hauptrolle. Zur Abwehr von Mücken und Schnecken können auch natürliche Mittel wie das Pflanzen bestimmter Kräuter eingesetzt werden.
Viel wichtiger als die Herkunft der Gartenpflanzen ist die Auswahl von Pflanzen, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen. Wenn nur Früh- oder Spätblüher gepflanzt werden, finden Insekten zu bestimmten Zeiten keine Nahrung. Eine große Vielfalt an Pflanzen erhöht zudem die Wahrscheinlichkeit, dass auch wählerische Insekten den passenden Nektar finden.
Ein besonders wichtiger Aspekt ist die Schaffung von Nist- und Versteckmöglichkeiten. Wilde Ecken dienen vielen Tieren als Unterschlupf, lockere Reisighaufen und Totholz als Versteck für Insekten und Igel. Außerdem gibt es Igelhäuser und Nistkästen für verschiedene Vogelarten. Insektenhotels bieten verschiedenen Arten Platz zum Nisten, Übernachten und Überwintern. Sie können frei stehen oder an einem Gartenhaus befestigt werden.